Histogrammdarstellung in LR5.2

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Moderator: pilfi

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stl
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Histogrammdarstellung in LR5.2

Beitrag von stl »

Nachdem steegi zu meinem hier gezeigtem Bild
Bild
zu recht anmerkte, dass der Weissabgleich daneben liegt und als Konsequenz daraus der rote Kanal übergelaufen sei, nahm ich mir das Bild noch einmal vor. Der WA war zur Verstärkung der Signalwirkung bewusst zu warm gewählt, nämlich 4800K statt 2600K. Wohl etwas zuviel des guten...
Mein eigentliches Problem ist aber der rote Kanal. In LR sieht alles super aus:

LR HistogrammBild
In IrfanView, Gimp und PSE sieht das ganze dann aber so aus:

PSE HistogrammBild
Der Unterschied liegt nicht nur am linken und rechten Rand, sondern auch die Überlappung der Grün- und Blau-Verteilungen fällt völlig unterschiedlich aus.
Wenn man dann allerdings in LR in den Softproof für sRGB geht ergibt sich folgendes Bild:

LR SoftProofBild
Diese entspricht den anderen Histogrammen bis auf die Skalierung der Häufigkeiten und könnte äquivalent genutzt werden.

Zusammen mit:
http://helpx.adobe.com/de/pdf/lightroom_reference.pdf hat geschrieben:Genauer gesagt, verwendet Lightroom eine Tonwertkurve, die der des sRGB-Farbraums ähnlich ist.
ergeben sich für mich zwei fragen:

1. wenn der interne Farbraum dem von sRGB ähnelt, wo kommen dann die großen Unterschiede zwischen LR-Histogramm und LR-Softproof her?
2. was macht die LR-Histogrammdarstellung überhaupt für einen Sinn?

KDW
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Beitrag von KDW »

zu 1. ähnlich ist nicht gleich (z.B. Wiener Schnitzel vs. Schnitzel Wiener Art - ist ähnlich, jedoch ein Unterschied wie Tag und Nacht)
LR verwendet den Melissa-RGB Farbraum (ist gerade in den Rottönen wesentlich größer als sRGB, aber ähnlich)
zu 2. Arbeitsfarbraum vs. Ausgabefarbraum (Softproof)

LR zeigt bei ausgeschaltetem Softproof das Histogramm im LR-Arbeitsfarbraum an, nämlich Melissa-RGB. Der ist aber deutlich größer sRGB.
Wenn nun Softproof eingeschaltet wird und z.B. sRGB als Proofprofil ausgewählt ist, dann wird auch das "Ausgabe-Histogramm" angezeigt, die Farben werden in den kleineren Farbraum gemäß Rendering-Intent (vermutlich perzeptiv) umgerechnet und in Melissa-RGB gesättigte Farben clippen nun im sRGB.

Die einzelnen Farbmodelle, Farbräume und welcher Arbeitsfarbraum gewählt werden sollte sind gut im Fotoespresso 06/2012 beschrieben (liest den eigentlich jemand? Die Neuerscheinung wird ja hier im Forum immer von einigen Usern verkündet).

KDW

stl
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Beitrag von stl »

KDW: danke für die Infos. Ich werde mir den Artikel aus der Fotoespresso 06/2012 erstmal rein tun. Wo ich nur das Dilemma sehe, ist dass ich den Arbeitsfarbraum von LR ja nicht frei festlegen kann und die Ähnlichkeit zum Brot-und-Butter Ausgabefarbraum SRGB ja im Gegensatz zu den Aussagen von Adobe doch eher beschränkt ist...

coolpics
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Beitrag von coolpics »

Wenn ich nicht ganz daneben liege, verwendet LR intern Melissa, weil Melissa alle Werte von sRGB, Adobe RGB und Pro Photo RGB umfasst und damit alle Werte zur Verfügung stellt, um mit diesen drei Farbräumen rechnen zu können.

Zu sehen gibt es aber im Histogramm immer nur Pro Photo RGB. Wer sRGB Werte möchte, muss in den Softproof Modus schalten.
Viele Grüsse
Uwe

stl
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Beitrag von stl »

Danke euch!

Also annähernd ProPhotoRGB. D.h. auch für sRGB-Ausgabe jedes Bild proofen....

Das Zitat mit der sRGB ähnlichen Tonwertkurve hat dann wohl eher wenig Relevanz.

KDW
Batterie7 Kamera
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Beitrag von KDW »

Melissa-RGB entspricht im Farbumfang exakt ProPhoto-RGB, dem größten RGB-Farbraum, den es gibt. Er ist größer als der Farbumfang, den Digitalkameras und Scanner jetzt und sicher auch in naher Zukunft abdecken.

Zudem hat Melissa-RGB (das ist der einzige Unterschied zu ProPhoto-RGB) eine lineare Helligkeitsverteilung mit einem Gamma von 1,0 (wie RAW Dateien). In Lightroom werden alle Bearbeitungen in diesem linearen Farbraum vorgenommen. Damit sind Qualitätsminderungen ausgeschlossen, wie sie manche Werkzeuge (z. B. Schärfen) an gammaverzerrten Bildern verursachen können.
Beim Öffnen von Raw-Dateien entfällt damit auch eine Umrechnung, denn diese liegen ohnehin linear kodiert vor. Lediglich für die Histogrammdarstellung und die Anzeige von RGB-Werten werden die internen Helligkeitswerte mit einem Gamma von 2,2 (ProPhoto-RGB) umgerechnet.

Farbprofile von Bitmap-Dateien werden beim Öffnen immer berücksichtigt. Wenn das Farbprofil fehlt hält Lightroom die betreffende Bilddatei ohne Rückfrage für eine sRGB-Datei. Für Workflows mit „loser Bindung“ und Quelldaten mit anderen Farbräumen (beispielsweise bei der Verarbeitung von gescannten Bildern durchaus üblich), ist Lightroom deshalb nicht geeignet.

Raw-Dateien haben keine eingebetteten Farbprofile, erst bei der Entwicklung im Raw- Konverter wird ein ICC-Profil zugewiesen. Trotzdem erfolgt bei der Farbinterpolation eine vom Kameramodell abhängige Farbinterpretation. Lightroom bringt dazu für jedes unterstützte Kameramodell ein Standardprofil mit, anhand dessen die Farben interpretiert werden. Diese internen Profile lassen sich über die Kalibrierungspalette anpassen (im Lightroom-Modul „Entwickeln“).

Für die Ausgabe für externe Dienstleister ist Lightroom ebenfalls nur eingeschränkt geeignet. CMYK-Daten werden gar nicht unterstützt. Die Ausgabe der weiterzugebenden Dateien erfolgt über den Exportieren-Dialog, dabei ist das Format auf JPEG, TIFF, PSD oder DNG beschränkt. Da keine Konvertierung in beliebige Ausgabefarbräume möglich ist (zur Wahl stehen nur sRGB, AdobeRGB und Prophoto RGB), können beispielsweise Dateien für Minilabs nur im sRGB-Farbraum ausgegeben werden.
Wer einen anderen Ausgabefarbraum braucht, muss diesen Schritt in Photoshop (oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm) nachholen.

KDW

stl
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Beitrag von stl »

Vielen Dank für die umfangreiche Zusammenfassung. Mein größtes Problem war wohl das schnelle Überfliegen der Adobe-Hilfe und das ich dort aus dem Spruch mit dem sRGB-Gamma geschlossen habe, dass das Histogram irgendeinen Bezug zu sRGB haben könnte :((
Ich weiß nicht wie du den letzten Absatz gemeint hast, aber abgesehen von der CMYK-Unterstützung, die von vielen Belichtern auch nicht gewünscht wird, sieht es gar nicht so schlecht aus. Ich habe die ICC-Profile für meinen Canon Selphy und verschiedene Fuji Frontiers installiert und in Benutzung.

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